Leipziger Buchmesse 2013

Leipziger Buchmesse 2013

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Meine erste Buchmesse. Doch nicht nur für mich stellt es eine Premiere dar, auch für die 1. Leipziger Autorenrunde #lar13, veranstaltet von der Messe in Kooperation mit Leander Wattig. Dem ich hiermit herzlich danke, zum einen für die Einladung und zum anderen für die vielfältig spannende Veranstaltung als solche. Für mich das Highlight der Messe.

Zehn Tische mit zehn Referenten gleichzeitig, jeweils eine dreiviertel Stunde lang über den ganzen Tag hinweg. In entspannter Atmosphäre. Man durfte sich jederzeit umsetzen, konnte Tische mit weiteren Stühlen zupflastern (lustiges Bild der Massenandrang am Bestseller-Tisch von Goldmann, 15.00 Uhr Tisch 6), man durfte viele Fragen stellen und bekam freundliche Antworten, fast auf Augenhöhe und keinesfalls abweisend, wie dem gemeinen Manuskriptverschicker das Verlagswesen erscheint. (Oder erscheinen muss, denn wenn sie nicht abweisen, gehen sie schlicht an der Masse zugrunde.) Agenten gaben Einblicke – bis hin zu konkreten Zahlen über Ablehnungs- und Erfolgsquote –, ebenso selbstpublizierende wie verlegte Autoren, Lektoren, Verlagsmitarbeiter, Lehrende, Hersteller, Filmemacher, ein Anwalt, ein Slammer und sogar Kunsthandwerker. Wow. Welch ein breit gefächertes Angebot.

Ulrike Ostermeyer, Verlagsleiterin des Arche Verlags in Hamburg und Dozentin der Akademie für Autoren, hat mir gut gefallen und mich die Vorgänge in Verlagen besser verstehen lassen, die chronische Überarbeitung, die Wartezeiten, das Procedere. Und einige andere haben mich ebenfalls mental weitergebracht. Dramaturgie-Experte Oliver Schütte und Jan F. Wielpütz, Autor und Leiter von der Bastei Lübbe Academy, mit ihrer knackig reduzierten Spannungs-Schule, der Agent Dr. Harry Olechnowitz, um nur Beispiele zu nennen.

Krimiautorin Zoë Beck (nice!) verriet Insiderwissen und öffnete die Augen für andere Formen von Selbstmarketing, die über bloßes Verteilen von Links zum eigenen Buch weit hinaus gingen, derart weit hinaus, dass man das gar nicht vergleichen kann. Sie hat mit einem Alternate Reality Game zu Pippas Tagebuch eine eigene Onlinewelt kreiert, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Überhaupt, wenn ich am Ende Begriffe über mein Bett hängen sollte, dann alles zum Thema Aufmerksamkeit:

Sei Rampensau!

Lass dir mehr einfallen als das Nötigste!

Suche nach Multiplikatoren!

(Und leider:) Geh zu Facebook!

Auch auf der Messe selbst drängte sich mir der Eindruck auf: Bloßes Lesen reicht heute nicht mehr. Sei Entertainer, sei Comedian. Du musst die Leute viel mehr einbeziehen und darfst dich nicht nur vorne hinsetzen. Dies natürlich in Relation. In einem winzigen Café mag das funktionieren. In einer verrauschten Halle, wo Leute vorbei gehen statt gezielt zur Veranstaltung zu kommen, wirkt es nur langweilig. Sebastian Fitzek machte es im letzten Jahr bei einer Lesung in Berlin so: Anfangs Aufwärmen mit Anekdoten, dann hinsetzen und lesen, erneutes Aufstehen und Plaudern vor dem nächsten Text. Er las aus mehreren Büchern vor und wirkte mehr wie Mario Barth als wie ein Schreiberling. DER UNTERHALTER eben. Ich glaube tatsächlich, wer nicht aus sich herausgehen und die Leute unterhalten kann, hat es schwer mit Genreliteratur.

Zum Teil kann ich das, ich bin zum Beispiel in der Lage, in einer vollgestopften Straßenbahn Krimileser dazu zu bringen, mich nach meinem Namen zu fragen, ohne rot zu werden. Aber die richtige Show muss ich erst lernen. Bisher schaffe ich lediglich, bei Lesungen mein Publikum zu begrüßen und ebenfalls meinen Namen zu nennen. Gut, ich sag auch brav Tschüs. Und gebe mir Mühe, beim Vorlesen die Worte zu singsangen. Ziehe ein Kleidchen an. Trotzdem, reicht nicht, finde ich.

Zurück zur Autorenrunde. Toll war, dass sich Gespräche entwickelten, zunächst an den Tischen, aber auch im Anschluss. Fruchtbar! Ich muss jetzt mal FRUCHTBAR sagen. Das trifft es ziemlich ins Schwarze. Leander Wattig schreibt auf seiner Site: „Doch niemand hat ein Patentrezept für Erfolg und deshalb ist Erfahrungsaustausch wichtig.“ Recht hat er, ohne Austausch schreiben wir an den Menschen vorbei. – Für mich war es nicht die letzte Buchmesse, und für die Leipziger Autorenrunde bitteschön auch nicht.

Update: Eine Sammlung von Mitschriften findet ihr bei Stephanie Ristig-Bresser.