Definition eines Rundweges
Warum nicht einen Ausflug in die schöne Mark Brandenburg machen. Mit dem OE25 geht’s von Berlin-Lichtenberg Richtung Werneuchen zum Haussee. Er liegt noch im Berlingürtel C, zwischen den Werneuchener Ortsteilen Seefeld und Löhme (Spartipp: 2,80 €). Um den See herum führt ein Weg. Feine Sache. Grüne Schildchen mit weißer Schrift, nicht zu übersehen, bringen den Wanderer in die Spur. „Rundweg um den Haussee“ steht darauf. Das ist nicht mal gelogen.
Es ist nur so. Man könnte genauso gut die Grenze der schönen Mark Brandenburg ablaufen, auch dabei umrundete man zwangsläufig irgendwie den Haussee. Werbeplakate: „Rundweg Berlin, Haussee, Potsdam, Cottbus, Perleberg – Blicken Sie nebenbei nach Meck-Pomm, Sachsen und Sachsen-Anhalt!“. Die Strecke kann nur unwesentlich länger sein als die ausgewiesene, die noch Kleingärten, Straßen und Häuser, Zettel („Lassen Sie Ihren Hund, vor Ihrem Haus scheißen“), und ziemlich viel naturgeschütztes Gebüsch sowie drei Dixi-Klos umschließt und dem Wandererer, der den See nur erahnt, verdeutlicht, dass er an dessen Ufer nicht erwünscht ist. Irgendwo jenseits der Büsche da hinten wird der Haussee wohl sein. Warum ist bloß die Landstraße so laut?
Obwohl ich Berlinerin bin, will ich aber nicht meckern. Immerhin führt der Weg in Seefeld nicht außen um die Kleingartenanlage herum, wie ursprünglich auf die Google-Earth-Wandertafeln (danke!) gemalt. Und, man muss es zugeben, der Weg ist wirklich wunderschön, mit der kleinen Ausnahme des Stücks, auf dem der Zettel hängt, und den Teilen entlang der Landstraße, aber sonst: idyllisch, ländlich, genau richtig, um die nerdschen Benzinkanister aufzutanken und in die Großstadt heim zu tragen.
Und es gibt drei Badestellen, zwei in Seefeld (Spartipp: eine davon gratis) und eine in Löhme (Spartipp: gratis), so dass ich mich über die Entspannungsgelegenheiten nicht beschwere. Es ist nett am Haussee! Nur dieser Weg, der ist absurd. Nennt ihn doch 5-km-langer-Weg-durch-Brandenburger-Büsche. Erwähnt die Pferde, die Libellen, den Fleischer, die Kirchen, macht was draus. Aber bringt den Weg nicht in Zusammenhang mit dem See.
Man kann so vieles nicht in Zusammenhang bringen. Vieles, was nicht recht wäre, verbunden zu werden. Es ist schön da. Jemand hat einen der Laternenbepper, die vor Überfremdung warnen*, halb abgerissen, das sieht natürlich weniger ordentlich aus. Auch das durchgestrichene krumme Hakenkreuz auf der Bank, die zwischen den Ortsteilen steht, zeugt von halbherzigen Auseinandersetzungen. Aber es sagt nichts aus, gar nichts, über das Tourismustalent der Brandenburer oder die Wasserqualität ihrer Seen.
Vielleicht fahre ich noch mal aus der Stadt.
*)= Die Dudensuche kennt „Bepper“ nicht, sehr wohl aber „Pepper“, wenn das mal keine Überfremdung ist.